..::: ZOHREH JOOYA :::.. concerto-interview


Zohreh Jooya’s music builds bridges between the cultures of Iran, Afghanistan and the Western world.


فارسی

Zohreh Jooya
Musik, die sich wie eine Blüte öffnet...

Text und Interview: Jörg Weitlaner,in Concerto MAGAZIN
Auf der CD „Music Of Persian Mystics“ singt Jooya Texte von persischen Mystikern aus dem 13. und 14. Jahrhundert (Mohamad Shamsodin Hafiz, Mowlana Jalaluddin Rumi, Mosleh al-Din Saadi Shirazi) zur Musik des iranischen Tar-Virtuosen Madjid Derakhshani. „Diese Musik“, so Zohreh Jooya, „basiert auf klassischer persischer Kunstmusik mit ihren Instrumenten Tar, Setar, Daf und Ney, dazu kommen durch das Cello und das Saxophon europäische, durch die Tabla indische Klangfarben.“ Einen weiteren europäischen Aspekt bringt Zohreh Jooya durch ihren Gesangsstil, bei dem ihre klassische Opernausbildung hörbar wird, in die Musik. Überhaupt sei der Unterschied zwischen den beiden Musikwelten ein großer. „In der persischen Musik kennt man keine Harmonien,“ erläutert Jooya. „Die Melodie spielt eine umso wichtigere Rolle. Die persischen Tonleitern, die Maquams, sind eher mit Gregorianischer Musik vergleichbar. Improvisiert wird um einen Ton, der sich dann wie eine Blüte öffnet.“

Das Album „Songs From Afghanistan“ enthält neben alten Volksliedern, die zum Teil richtige Ohrwürmer sind, sogenannte Qawwalis, religiöse Gesänge, die, so die Sängerin, „auch in Indien und Pakistan sehr verbreitet sind.“ „Dabei handelt es sich um eine Form des Rezitativs, die mehrstimmig und dann wieder einstimmig wird, bis eine Art Trancezustand erreicht wird.“ Eine weitere bemerkenswerte Liedform stellt das aus dem arabischen Raum stammende Ghazal, ursprünglich eine Liebeserklärung, dar. Besonders am Herzen liegt Zoreh Jooya das Lied „Dokhtare Bagh“ („Das Mädchen im Garten“), bei dem es um die Gefühle einer Frau geht, die nicht nur auf ihre äußerliche Schönheit reduziert werden will. „Ich mag das Lied, weil sich gerade in Afghanistan die Frauen sehr zurückhalten müssen und in diesem Stück eine Frau – wenn auch auf eine sehr sanfte Art und Weise – ihre Gefühle ausdrückt.“ Auf „Songs From Afghanistan“ spielt unter anderem wieder Madjid Derakhshani mit. Als zweite Vokalstimme ist der aus Kabul stammende Sänger und Harmoniumspieler Hamid Golestani zu hören.

Obwohl Zohreh Jooya durch ihren Vater viel von jener der persischen Kultur ähnlichen afghanischen Tradition mitbekommen hat, wurden ihr viele Parallelitäten erst in Europa bewusst. „Ich habe hier viel mehr Kontakt mit Afghanen als seinerzeit in Persien.“ Nach wie vor fühlt sich Zohreh Jooya ihrer Heimat stark verbunden und findet es schade, dass die fundamentalistische Auslegung des Islam Auftritte in ihrer Heimat unmöglich macht. Ihre Erfahrungen in Österreich jedoch waren durchwegs positiv, betont die Sängerin. „Das Publikum hier ist sehr offen, die Leute sind sehr interessiert an Musik.“ Auch gäbe es eine Reihe von Organisationen, die Weltmusik- Projekte unterstützten. Weltmusik ist für Zohreh Jooya überhaupt die Musik der Zukunft. Sie gibt aber gleichzeitig zu bedenken: „Musik, die einfach nur eine Mischung aus allem ist, finde ich nicht gut. Bei allem, was man macht, sollte ein Fundament vorhanden sein, auf dem man aufbauen kann. Egal, ob man das ganze dann in eine moderne Richtung oder auf traditionelle Art und Weise weiterentwickelt.“

Zohreh Jooya kann auch im Opernfach auf internationale Erfolge zurückblicken kann, dennoch hat sie sich von der klassischen Musik momentan entfernt. „Die orientalische Musik entspricht mehr meiner Seele, aber sollte ich irgendwann wieder Opern singen, dann werde ich es anders machen“, ist sich die Künstlerin sicher und fügt hinzu: „...so natürlich wie möglich, aber eben neu interpretiert.“ Trotz allem möchte Jooya ihre klassische Ausbildung, die ihr eine gewisse musikalische Basis gegeben hat, nicht missen. Gerne erwähnt die Sängerin ihr Projekt mit der Wiener Elektronikformation Thilges3 und dem irakischen Oudspieler Asim Chalabi. „Das ist für mich etwas gänzlich Neues. Es ist wie ein Abenteuer“, bemerkt die Sängerin euphorisch. „Ich improvisiere einfach zur Musik. Unter anderem habe ich mir dafür Texte eines persischen Mystikers ausgesucht.“ Izdiucz nennt sich die Gruppe, die zum ersten Mal bei der Eröffnung des Jeunesse- Festivals „Orient – Occident“ öffentlich in Erscheinung trat. Der Begriff „Izdiucz“ beschreibt im Arabischen die Verbindung zweier verschiedener Stoffe. Der Name des Musikprojekts steht für das Aufbrechen kultureller Barrieren. Elektronik trifft auf traditionelle orientalische Kunstmusik: eine spannende Angelegenheit in jedem Fall. „Es sind wunderschöne Sachen dabei rausgekommen“, so Zohreh Jooya. Das Album mit Thilges3 erscheint Anfang nächsten Jahres, weiters eine CD mit persischen Liebesliedern, komponiert von dem Meister an der Tar, Madjid Derakhshani. Ein Projekt mit Weihnachtsliedern aus aller Welt ist gerade im Entstehen, und auf eine Interpretation italienischer Barockmusik, klanglich bereichert durch traditionelle persische Instrumente, dürfen wir uns schon heute freuen. < Back

banner

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

zj-dar-sama